Kulturelle Evolution |
...war im Oktober 07 das Thema eines 'ZDF-Nachtstudio', dem man das
Prädikat 'wieder mal was G'scheits' verleihen
kann. Allerdings ist ne Stunde natürlich nichts, um über
die 'Gründe der Menschwerdung' richtig zu diskutieren
und so reichte es halt nur zur weitgehend polarisierungsfreien
Vorstellung aktueller Erkenntnisse aus Genetik, Evo-Biologie und
Neurowissenschaften nebst dem Versuch, neue, aber höchst
interessante philosophische Antworten auf die alte Frage "Was
macht den Menschen zum Menschen?" zumindest ahnbar werden zu
lassen.
Zwischendurch schienen sich die Gemüter des Anthropologen Volker Sommer, des Neurowissenschaftlers Joachim Bauer, des Genetiker Wolfgang Enard und der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun an der umstritten Idee des 'egoistischen Gen' von Richard Dawkins zu erhitzen, doch die neuen fachübergreifenden Ansätze zeigten bald, dass "Survival of the Fittest" und "zweckgebundene Kooperation" sich nicht ausschließen, sondern ergänzen. Das Prinzip der Kooperation lässt sich nämlich schon auf molekularer Basis nachweisen und führt so zu der wunderbaren Kernaussage "Der wahre Egoist kooperiert". |
Soweit so bekannt - hochinteressant sind
allerdings die philosophischen Konsequenzen aus der Entdeckung der
'Spiegel-Nervenzellen', die uns menschliche Eigenschaften
wie Empathie und Antizipation als biologisches Erbe in unsere
'Geworfenheit' mitgeben. Und - Achtung! - man hat in
etlichen neurowissenschaftlichen Langzeit-Experimenten
herausgefunden, dass kulturelle Stimulierungen sich auf
biologischer Ebene auf die Hirnentwicklung und Synapsenverschaltung
auswirken. Innerhalb einer sozialen Gruppe entwickeln die
'Spiegel-Nervenzellen' ein eigenständiges neurales
Format von kulturellem Content. Welch eine systemische Erhellung der 'Mem-Theorie'! Und damit lässt sich auch neu über die entscheidende Frage spekulieren, ob es der Menschheit gelingen kann, durch kulturelle Evolution eine Überlebenstechnik ohne Aggression, Ausbeutung und Krieg zu entwickeln. Diese 'Fehlentwicklungen' basieren ja letztlich immer auf Ressourcenknappheit und/ oder einem Mangel an sozialer Akzeptanz von Gruppen und Individuen, so dass eine Verbesserung dieser Rahmenbedingungen auch eine friedlich kooperierende Menschheit zuließe. Oder, mit den Worten von Wolfgang Enard: "Aus genetischer Sicht wäre der Weltfriede möglich." interaktive Bilderserie zur menschlichen Evolution Werner Friebel
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