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Religions- &(Rezensionen und Themenlinks s.u.)
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"In einer demokratischen Gesellschaft
nimmt die Schule ihren Auftrag nur wahr, wenn sie Schülerinnen
und Schüler befähigt, eine eigene Position zu finden, in
der geistigen Auseinandersetzung weiterzuentwickeln und im Streit
der Meinungen für sie einzutreten. Dem Religionsunterricht
kommt hierbei eine besondere Aufgabe zu. Er ist ein unentbehrlicher
Beitrag dazu, dass Schülerinnen und Schüler von ihrer
Religionsfreiheit einen eigenständigen Gebrauch machen
können. Unser Land braucht diesen Raum, der die Beheimatung in
der je eigenen Überzeugungwelt stärkt und zum Dialog
zwischen unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen
Positionen befähigt. Dafür sollte sich die Gesellschaft
im Ganzen engagieren."
Bischof Dr. Wolfgang Huber
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland |
Diesem Statement Herrn Hubers werden wohl die meisten von Ihnen
zustimmen. Die aktuelle Diskussion über die Vermittlung restriktiver
Weltanschauungen wie Kreationismus u.A. im Religions- und
Biologieunterricht - vor Allem in den USA - wirft generelle Fragen
nach dem Sinn oder der Berechtigung auf, reine Glaubensinhalte im
Rahmen allgemein zugänglicher und zur Allgemeinbildung
verpflichteter Schulen überhaupt als Inhalte vertreten zu
können und gar zu benoten!
Unterschiede der WeltreligionenIn den Fragen nach Gott, Schöpfungsakt, Jenseits, ewiger Seele und der Reinkarnation bestehen zwischen den Weltanschauungen wesentliche Unterschiede.Nur Christentum, Judentum und Islam, deren Glaubensinghalte Ihnen im Wesentlichen bekannt sein dürften (wenn nicht, Links verfolgen!), sind als monotheistische Religionen in ihrem Gottesbild, den daraus abgeleiteten moralischen Prinzipien und in der Vorstellung eines "Himmelreiches" nach dem Tod sehr ähnlich. Im Hinduismus gibt kein gemeinsames für alle gleichermaßen gültiges Glaubensbekenntnis. Nur einzelne Richtungen gehen auf einen bestimmten Begründer zurück. Da es sich beim Hinduismus um unterschiedliche religiöse Traditionen handelt, gibt es auch keine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte. Die Lehren über spirituelle Belange und sogar die Gottesvorstellungen sind in den einzelnen Strömungen sehr verschieden, selbst die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Moksha) stimmen nicht überein. Die meisten Gläubigen jedoch gehen davon aus, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf (Samsara) sind, sie glauben an die Reinkarnation. Buddhismus bezeichnet ebenso ein Sammelsurium unterschiedlicher Glaubensrichtungen, die aber grundlegend andere Wege als der Hinduismus beinhalten. Anstatt einer gottgeschaffenen, individuellen Seele steht die Anerkennung einer 'bedingten Existenz' (Anatman) im ursprünglichen Buddhismus Gautamas, der sich interessanterweise etwa gleichzeitig mit den ethischen Idealen der altgriechischen Philosophie entwickelt hat, keinen Übergang einer seelischen Substanz von der einen auf die andere Existenz, keine Transmigration, keine Wanderung der Seele. Wiedergeburt wird verstanden als eine Kontinuität der Geistesprozesse, als Fortsetzung der beim Ableben eines Individuums weiterwirkenden mentalen Kräfte und Lebensleistungen (Karma), die sich in einer neu in Erscheinung tretenden Existenz aufs Neue reaktualisieren. Im Übrigen möchte ich noch darauf hinweisen, dass die
dem ursprünglichen Buddhismus zugrunde liegenden
Gedanken Siddharta Gautamas in den philosophischen
Bereich des "Schwachen Agnostizismus" einzuordnen sind
und somit keine theistische Religion. Noch ein Wort zu den Sekten:Wenn Ethik- oder Religionsunterricht in obigem Sinn "gecoacht" werden, findet Sektierertum, das ja eine Flucht vor kritischer Weltbetrachtung und Wahlmögklichkeiten ist, keinen fruchtbaren Boden mehr. Auch "elitären" und damit für Manche verführerischen Anschauungen wie Scientology wird mit dem Bewusstsein um die vernetzte Partizipation und Prozessgebundenheit allen Lebens jegliche Grundlage entzogen.
Werner Friebel
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"Leben lernen: eine philosophische
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Ne, trotz des verdächtigen Titels kommt
dieses philosophische ‘Survival-Kit’ nicht aus der
Ratgeberecke der unterkomplexen Weltanschauungen leicht
konsumierbarer Sinnerklärer, sondern ist ein geistreicher und
meiner Meinung nach gelungener Versuch, jedem philosophisch
interessierten ‘Einsteiger’, vor Allem Jugendlichen,
Freude an der Selbstreflexion und erweitertem Denken zu
vermitteln.
Dazu unternimmt der Autor Luc Ferry, vielfach preisgekrönt und französischer Erziehungsminister von 2002-04, eine Exkursion durch die Ideen- und Wirkungsgeschichte der (europäischen) Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart, wobei er neben die historischen Rahmenbedingungen die Frage nach dem konkreten Nutzen der jeweiligen Weltanschauungen in den Mittelpunkt stellt. Er erläutert ausführlich, warum sich das metaphysische Heilsversprechen des Christentums gegen das kosmologische griechische Weltbild durchsetzen konnte; wie Aufklärung, Humanismus und die Freiheitsvorstellungen von Descartes, Rousseau, Kant und Hegel die moderne Philosophie begründeten, bevor deren Ideale in der Dekonstruktion der Postmoderne, vor Allem durch Nietzsche, hinterfragt und scheinbar den neuen Götzen von Materialismus, Ich-Bezogenheit und Technokratie geopfert wurden. |
“Leben lernen: eine philosophische
Gebrauchsanweisung” - von Luc Ferry
Kunstmann Verlag, 318 Seiten
Bestellmöglichkeit
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Seitenanfang ![]() CoKi-Startseite "Oxnzeam - philosophische Schnipsel" (Weblog mit vielen aktuellen, auch für den Ethik-Unterricht geeigneten Themen und etlichen Philosophie-Rezensionen) Weitere Literatur zu Ethik und Philosophie |