Kommunikationsformen

& gewaltfreie Kommunikation




          "Man kann nicht nicht kommunizieren..."

Kommunikation ist die Grundlage allen Lebens. Und wenn schon der Einzeller via chemischer Botenstoffe Informationen erhält oder austeilt, um wieviel komplexer und bedeutungsreicher ist wohl die Kommunikation höher entwickelter Lebewesen.
Kommunikation ist das wesentliche Mittel zum Erlangen von Wissen und Erkenntnis. Erst das Sammeln von Daten aus der Umgebung erlaubt es einem Individuum (oder auch einem Gerät), ein Modell der Umgebung zu erstellen und neue Informationen so in einen Kontext zu setzen, dass sie Bedeutung erlangen. Fasst man den Begriff der Kommunikation so weit, dass kein individueller oder intentionaler Sender vorausgesetzt wird, so ist Kommunikation sogar die einzige Möglichkeit zu lernen, da jede Wahrnehmung Teil eines kommunikativen Vorganges ist.



Erfolgreiches Coaching

basiert auf einer tiefgreifenden Kenntnis aller menschlichen Kommunikationsformen und deren Möglichkeiten und Auswirkungen auf Lern- und Sozialverhalten, das Selbstwertgefühl und die ethische Entwicklung des Schülers oder der Coachees, gerade in der Gruppe. (Siehe NLP)
Deshalb sollte auch jeder Coach wisssen, wie dysfunktionale Kommunikation entsteht und wie er dem entgegen wirken kann.

Metakommunikatives Axiom

Laut den 5 Kommunikationsaxiomen von Paul Watzlawick kann man in einer sozialen Situation nicht nicht kommunizieren, da jedes Verhalten kommunikativen Charakter hat. Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, ist es auch unmöglich, nicht zu kommunizieren. Diese Annahme ist auch bekannt als metakommunikatives Axiom.

Störungen nach dem ersten Axiom entstehen
durch Ignorieren der Kommunikation (Nicht-Antworten oder Nicht-Eingehen auf das, was der Partner sagt)
durch widerwillige Annahme der Kommunikation (wegschauen, Rapport und Feedback nicht zulassen)
durch direkte Abweisungen wie "Mit dir will ich nichts zu tun haben"
durch tatsächliche oder vorgeschützte Ausflüchte wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Krankheit, wodurch eine Kommunikation einseitig beendet werden kann und ist deshalb ebenfalls eine Störung ist.

Kommunikativer Inhalts- und Beziehungsaspekt



"Menschliche Kommunikation"
Paul Watzlawick u. A.
Huber-Verlag, 272 Seiten
Jede Kommunikation enthält über die reine Sachinformation (Inhaltsaspekt) hinaus einen Hinweis, wie der Sender seine Botschaft verstanden haben will und wie er seine Beziehung zum Empfänger sieht (Beziehungsaspekt).
Der Inhaltsaspekt stellt das Was einer Mitteilung dar, der Beziehungsaspekt sagt etwas darüber aus, wie der Sender diese Mitteilung vom Empfänger verstanden haben möchte. Der Beziehungsaspekt zeigt, welche emotionale Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern herrscht. Daraus folgt, dass der Beziehungsaspekt den Inhaltsaspekt bestimmt, denn die Art der Beziehung zwischen zwei Kommunikationspartnern begrenzt bzw. ermöglicht das gegenseitige Verständnis.
Kommunikation ist dann erfolgreich, wenn auf beiden Ebenen Einigkeit herrscht oder eine Uneinigkeit auf der Inhaltsebene die Beziehungsebene nicht beeinträchtigt. Störungen entstehen bei Uneinigkeit auf beiden Ebenen, nur auf der Beziehungsebene oder bei Verwechslung der Ebenen.

Störungen nach diesem zweiten Axiom entstehen,
wenn Konflikte einer negativen Beziehung auf der Inhaltsebene ausgetragen werden.
wenn die Uneinigkeit auf der Inhaltsebene auf die Beziehungsebene übertragen wird (Ver-Störungen)
wenn Unklarheit über die Beziehung besteht.
wenn man versucht, den Beziehungsaspekt aus der Kommunikation herauszuhalten.
wenn die Beziehung negativ ist.

Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner

Dies bedeutet, dass Sender und Empfänger den Kommunikationsablauf unterschiedlich gliedern und so ihr eigenes Verhalten oft nur als Reaktion auf das des anderen interpretieren, d.h. die Schuld liegt beim anderen.
Menschliche Kommunikation ist aber nicht in Kausalketten auflösbar, sie verläuft vielmehr kreisförmig. Niemand kann genau angeben, wer beispielsweise bei einem Streit wirklich "angefangen hat".
Anfänge werden nur subjektiv gesetzt als so genannte "Interpunktionen".

Den Ablauf, in dem Ursache und Wirkung ihre Stellung in der Kommunikation verändern können, nennt man Interdependenz. Erfolgreiche Kommunikation ist zu erwarten, wenn beide Partner als Ursache und Wirkung die gleichen Sachverhalte festlegen und Kommunikation als Regelkreis verstehen.

Störungen entstehen,
wenn ein Partner an einem Punkt der kreisförmigen Kommunikation einen Einschnitt vornimmt und sagt: "Hier hat es angefangen, das ist die Ursache".
eigenes Verhalten mit dem Verhalten des anderen entschuldigt oder gerechtfertigt wird.
durch eine sogenannte selbsterfüllende Prophezeiung, die nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, die aber beim Gegenüber ein Verhalten erzeugt, das dieser Behauptung entspricht.
Zwang und Druck einen Anfangspunkt setzen.

Die digitalen und analogen Modalitäten menschlicher Kommunikation

Nicht nur das gesprochene Wort (nennt man digitale Kommunikation), sondern auch die nonverbalen bzw. analog-verbalen Äußerungen (z.B. Lächeln, Wegblicken,...) teilen etwas mit.
Mit analogen Elementen wird häufig die Beziehungsebene vermittelt, mit digitalen die Inhaltsebene. Erfolgreiche Kommunikation besteht bei Übereinstimmung zwischen analoger und digitaler Modalität und wenn beide eindeutig sind.
Störungen entstehen bei Nichtübereinstimmung oder bei Unklarheiten einer der beiden Codierungsarten. Wenn die analoge und die digitale Aussage übereinstimmen, ist die Botschaft kongruent.

Ursachen für Störungen nach dem vierten Axiom:
Analoge Kommunikation ist mehrdeutig, kann also falsch interpretiert werden.
Auch digitale Elemente sind nicht immer klar und eindeutig.
Das Überwiegen einer Codierungsart führt zu Störungen (Nichtübereinstimmung von digitaler und analoger Kommunikation).
Nichtbewusstsein der eigenen analogen Kommunikation bei einem Kommunikationspartner.

Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe

Beziehungen zwischen Partnern basieren entweder auf Gleichheit oder auf Unterschiedlichkeit. In komplementären Beziehungen ergänzen sich unterschiedliche Verhaltensweisen und bestimmen den Interaktionsprozess. Eine symmetrische Beziehungsform meint, dass die Beziehung Ungleichheiten vermindern will (Streben nach Gleichheit, Symmetrie; Grundlage für das Pacing im NLP).
Grundlage bei komplementären Beziehungen ist die Unterschiedlichkeit von Partnern, die auf Ergänzung ausgerichtet sind. Erfolgreiche Kommunikation ist zu erwarten, wenn in einer Beziehung beide Kommunikationsabläufe vorhanden sind.

Ursachen für Störungen nach dem fünften Axiom:
Symmetrische Eskalation: Beide Kommunikationspartner wollen sich gegenseitig übertrumpfen.
Starre horizontale Komplementarität: Die Kommunikationspartner beharren stur auf komplementären Standpunkten oder vordefinierten dogmatischen Grundkonzeptionen wie auf Vermutungen und Vorurteilen, so dass eine aktuelle, auf Ergänzung ausgerichtete Kommunikation unmöglich wird oder durch diesen "A priori-Filter" stark eingeschränkt wird.
Starre vertikale Komplementarität: Starkes Autoritäts- bzw. Machtgefälle, so dass eine Abhängigkeitsbeziehung oder Unselbstständigkeit und Fremdbestimmung entstehen.
(Das ist häufig in Lehrer-Schüler-Beziehungen der Fall, wobei häufig die intrapersonalen, teilweise unbewussten Muster der Arroganz einerseits auf die ressourcenbedingten Widerstände andererseits stossen, was zu schweren verbalen und auch körperlichen Auseinandersetzungen führen kann. - Zusatz der Red.)


Die Pole verbaler Kommunikation: Meta- vs. Milton-Modell

Ein Gespräch/ Vortrag/ Diskussion oder Therapiesitzung kann unterschiedliche Intentionen und Ziele haben:
Will ich reines Wissen vermitteln oder erfahren, benutze ich das sogenannte Meta-Modell, in dem es um Genauigkeit und klare Bewusstheit der Sprechinhalte geht.
Will ich dagegen an die "Innere Landkarte", an die Erlebnis- und Gefühlswelt meiner Kommunikationspartner herankommen, benutze ich quasi als "Schlüssel" das Milton-Modell, in dem sprachliche Verallgemeinerungen, Tilgungen und Verzerrungen so eingesetzt werden können, dass man assoziativ aus seiner Erfahrungs-Welt eine Bedeutung hinzufügt.
In diesem nach dem amerikanischen Psychiater und Hypnotherapeuten Milton Erickson benannten Modell will man Personen durch ungenaue und "kunstvoll vage" Sprachmuster in Zustände führen, die letztlich das Unbewusste öffnen für hypnotherapeutische Wirkungen.
Viele Sprachmuster des Milton-Modells kann man auch im Alltag oft beobachten (Werbung, Politik, Verführung aller Art etc.)

Sehen wir uns die wesentlichen Unterschiede mal im Überblick an:

Das Meta-Modell
 
Das Milton-Modell
 
Unterteilt Sprache in kleinere Einheiten, formuliert spezifischer. Geht zu größeren sprachlichen Einheiten, formuliert allgemeiner.
Geht von der Tiefenstruktur zur Oberflächenstruktur, indem es Tilgungen, Verzerrungen und Verallgemeinerungen hinterfragt. Geht umgekehrt von der Oberflächenstruktur zur Tiefenstruktur, indem es tilgt, verzerrt und verallgemeinert.
Will Erfahrung und Bedeutung bewusst machen. Es geht um unbewusste Ressourcen.
Arbeitet mit genauen Mitteln. Befasst sich mit allgemeinen Erkenntnissen.
Arbeitet mit dem bewussten Verstehen. Arbeitet mit unbewussten Ressourcen.


"NLP - das WorkBook"
von Joseph O'Connor
VAK Verlag, 336 S.

Bestellmöglichkeit


Natürlich benutzen wir im täglichen Sprachumgang ständig Elemente dieser Modelle, mal dem einen, mal dem anderen Pol mehr zugeneigt.
Für einen guten Coach ist aber die bewusste Auseinandersetzung mit den daraus resultierenden Möglichkeiten sehr wichtig, weil damit auf die jeweils aktuelle Gemütsverfassung und Aufnahmebereitschaft der Coachees eingegangen werden kann.
Während man im Meta-Modell durch Hinterfragen versucht, größere Klarheit zu erlangen, formuliert man im Milton-Modell möglichst vage, damit der/ die Kommunikationspartner die Freiheit haben, auf ihre eigenen unbewussten Ressourcen zuzugreifen und damit die für sie richtige Bedeutung zu finden.

Werner Friebel/ Joseph O'Connor

Zusammenfassung

Kommunikation ist ein wesentliches Element von Systemen. Ohne Kommunikation existiert kein System.

Im Bereich der zwischenmenschlichen Kommunikation, aber auch in einigen technischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen kann der Interaktionscharakter von Kommunikation sehr einfach verdeutlicht werden: Um funktionieren zu können, sind kommunikativ interagierende Systeme (Personen, hoch entwickelte EDV, Körperzellen etc.) immer bemüht, Informationen in anderen Systemen entstehen zu lassen.
Dazu nutzen sie verschiedene Medien und transportieren ihre Informationen auf unterschiedliche Weise, beispielsweise mittels Berührung, Elektromagnetischer Wellen (Funk, Licht- bzw. Farbwechsel, Wärmeausstrahlung), elektrischen Strömen, Schall beziehungsweise Sprache, Enzymaustausch etc.
Wichtig für den Erfolg ist, dass diese Informationen korrekt decodiert werden.

Kommunikation (lat. communicare: "teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen") bezeichnet auf der menschlichen Alltagsebene den wechselseitigen Austausch und auch das gemeinsame Verfertigen von Gedanken in Sprache, Musik, Gestik, Mimik, Schrift oder Bild.
Unter Kommunikation wird auch das wechselseitige Übermitteln von Daten oder von Signalen verstanden, die für den Beobachter einen festgelegten Bedeutungsinhalt haben. Die Signale gelten dann als Auslöser für bestimmte Reaktionen.
Dies betrifft auch tierische und pflanzliche Lebewesen, wenn diese naturwissenschaftlich beobachtet werden (zum Beispiel als molekulare Körper), sowie technische Objekte oder Systeme.
Im sozialwissenschaftlichen Zusammenhang kann Kommunikation als ein Prozess angesehen werden, in dem mehrere Lebewesen (Menschen) gemeinsam Probleme lösen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Kommunikationsprozesses ist die Verwendung von Zeichen. Als Grundlage für die Möglichkeit kommunikativer Problemlösung wird eine Geschichte gemeinsamer Lebenspraxis angesehen. In gemeinsamer Lebenspraxis entstehen Kultur, die Sprache und - als das wohl komplexeste aller Kommunikatiossysteme - die Musik!
Die Musikpädagogik ist mittlerweile unbestritten das beste Förderinstrument für starke Vernetzungen unterschiedlicher Hirnareale und somit für entsprechend assoziatiosreiche, wechselwirkende und tiefgehende Kommunikation mit anderen Menschen und der zunehmenden Komplexität unseres Welterkennens!

   
Unser aktueller Buchtipp:

Marshall B. Rosenberg: "Gewaltfreie Kommunikation"
Junfermann, 240 S., € 19,50

Bei der gewaltfreien Kommunikation (GFK) verzichtet man auf Angriffe und konzentriert sich auf die Gefühle und Bedürfnisse, die den oft unbedachten Äußerungen zu Grunde liegen.
Einfühlsames Zuhören hat als wirksame therapeutische Verhaltensweise ihren festen Platz in der von Carl Rogers begründeten klient-zentrierten Gesprächstherapie. Allerdings geht die GFK weit über den therapeutischen Rahmen hinaus. Es ist eine wirklich als genial zu bezeichnende Gesprächsmethode, die für alle Menschen geeignet ist und konfliktgeladene Auseinandersetzungen in friedliche Gespräche verwandelt. "Die GFK fördert intensives Zuhören, Respekt und Empathie und erzeugt den beiderseitigen Wunsch, von Herzen zu geben."

Kommunizieren Frauen und Männer unterschiedlich?

Ist das etwa nur eine Stammtischweisheit oder auch durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen?
Die Hauptrolle spielen dabei laut Louann Brizendine die unterschiedlichen Hormonhaushalte von Männern und Frauen (Östrogen, Testosteron, Oxytocin, Cortisol u.A.), die schon im Kindesalter genetisch unterschiedliche Kommunikations- und Verhaltensweisen bedingen, die nur teilweise durch spätere Sozialisationsfaktoren beeinflusst werden.
Den aktuellen Stand der neurobiologischen, medizinischen und psychologischen Forschungsergebnisse hat die US-Neuropsychiaterin versucht, in einem ziemlich umstrittenen, populärwissenschaftlichen Verkaufsrenner zusammengefasst: "Das weibliche Gehirn" - auf Deutsch soeben erschienen bei "Hoffmann und Campe", 360 Seiten.


Buchbesprechung von
Werner Friebel unter
Rezensionen.ch


Im Übrigen hat Watzlawick auch Heraklits Gedanken von der "Einheit in der Vielfalt" der Dinge - Enantiodromie - aufgegriffen und darauf hingewiesen, dass ein Zuviel des Guten - auch in der Kommunikation - stets ins Böse umschlage. Zuviel Patriotismus erzeuge Chauvinismus, zuviel Sicherheit Zwang oder zuviel Buttercremetorte Übelkeit ;-)

Zur Vertiefung Ihres Wissens empfehlen wir den hiesigen Gastbeitrag von Bernd Porr:

Kommunikationsprobleme in sozialen Systemen sowie diese Wikipedia-Lektüre:

Zwischenmenschliche Kommunikation    • Nonverbale Kommunikation    • Metakommunikative Kompetenz

Werner Friebel



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