Sprachsozialisation |
Im Kindergarten kommen Jungen und Mädchen mit sehr unterschiedlichem sozialen Hintergrund und Sprachreife zusammen und lernen - häufig zum ersten Mal - einen anderen "Code" kennen.
Vielleicht erschrecken Sie als Eltern, wenn Ihr Kind plötzlich Ausdrücke und Wortwendungen gebraucht, die in Ihrem Umfeld verpönt sind. Aber darin besteht keine ernsthafte Gefahr für eine weitere positive Sprachsozialisation Ihres Kindes, sondern es liegt in der Natur sozialen Umgangs und bietet Chancen zu inhaltlicher und grammatikalischer Weiterentwicklung. Die im Kleinkindalter erworbenen Fähigkeiten werden durch Nachahmung der Älteren erweitert und überprüft - vor allem wird Sprache als soziales Schmiermittel für Anerkennung und Ausgrenzung sehr intensiv erlebt. |
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Bildungsexperten und Kognitionspsychologen wie Professor Fthenakis und Elsbeth Stern vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung fordern, diese sensiblen Phasen der Gehirnentwicklung nicht ungenutzt verkümmern zu lassen und die Lernbegeisterung in diesem Alter besser zu nutzen, ja sogar für den Erstkontakt mit einer Fremdsprache im Kindergarten, weil es nie wieder so einfach wird wie jetzt. Das führt zu einer Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder, denn sie erwerben dabei Fähigkeiten, sich selbst zu organisieren, Konflikte friedlich zu lösen, komplexe Situationen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Die Verantwortung für diese prägende Lebensphase sollte sich unsere Gesellschaft was kosten lassen und in die Hände und Hirne gut ausgebildeter und motivierter Pädagogen legen. |
In den meisten europäischen Ländern findet die Ausbildung in Frühpädagogik auf universitärem Niveau beziehungsweise in umfassender ausbildenden Fachschulen als in Deutschland statt. Da gibt es bei uns Nachholbedarf und die Notwendigkeit, bestehende pädagigische Konzepte zu erweitern und ein größeres Budget für Fachpersonal bereitzustellen. (Zumal dieser Berufsstand seiner Verantwortung gemäß unbedingt mehr soziale Anerkennung und wirtschaftliche Sicherheit braucht.) |
Zentrale Coaching-Bausteine sprachlicher Vorschul-Förderung:
• Auseinandersetzung mit dem kindlichen Umfeld in Gruppengesprächen:
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• Gruppendiskussionenen über Kinder-Fernsehsendungen (was war da los? ist das wahr? war das lustig?) - aber Achtung! Kinder nicht zum Glotzen animieren und die Nicht-Gucker keinesfalls ausgrenzen, sondern sie zu wissbegierigen oder kritischen Fragen zum Nichtgesehenen ermuntern! • Gemeinsames Singen und einfaches Musizieren (in der Pädagogik-Ausbildung muss "Musikalische Früherziehung" nebst Spielen eines Instruments selbstverständlich sein). Die Entwicklung sprachlicher, musikalischer und kognitiver Fähigkeiten sind aufs Engste miteinander verbunden!! - mehr dazu später in der Rubrik "Musik". • Spielerisches "Ertasten" der englischen Sprache sollte selbstverständlich sein! • Beim Erkennen von körperlichen oder psychischen Sprachstörungen rechtzeitig logopädische Hilfe hinzuziehen. • Guten Kontakt zu den Eltern halten und diese in das Kita-Geschehen möglichst einbeziehen (Info-Abende, Teilnahme an Aktivitäten, Einzelgespräche bei Problemen) • Unumgängliche Ge- und Verbote/ Sanktionierungen nie auf die Persönlichkeit des Kindes beziehen (schimpfen), sondern auf dessen Handlung/ Aussage und die damit verbundenen Folgen - natürlich mit kindverständlicher Begründung! • Unbedingt vermeiden: Jede Art von einseitiger religiöser Indoktrination oder Ausgrenzung. Gerade kirchliche Einrichtungsträger sollten sich um Toleranz und die Betonung der Verschiedenartigkeit und Privatheit von Glaubensinhalten bemühen! Werner Friebel
"Spiele zur Sprachförderung"
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