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Sprachgeschichte &
Vokabel-Lerntricks


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Wahrscheinlich habt Ihr euch schon öfter darüber gewundert, daß es im Englichen für viele Begriffe zwei grundverschiedene Wortstämme gibt: einen germanischen und einen romanischen (lateinischen) Ursprungs.
Viele dieser Wortstämme kommen in gleicher Bedeutung oder als Lehnwörter auch im Deutschen vor, so daß man viele gar nicht neu lernen, sondern nur erkennen muss.
Merkwürdigerweise wird das Englische bei uns zu den Germanischen Sprachen gerechnet, obwohl 60% aus dem Romanischen stammt, das noch dazu länger auf der Insel verwurzelt ist als das Germanische.
Im Folgenden wollen wir euch mit einer kurzen Sprachgeschichte und etymologischen Lerntricks das unsägliche Vokalbelpauken á la Schule etwas erleichtern.


Stonehenge

Kurze Sprachgeschichte

Zu Ende der letzten Eiszeit (vor ca. 12.000 Jahren) bestand noch eine Landbrücke zwischen England und dem Festland und die Insel war von steinzeitlichen Jägerkulturen besiedelt.
In der Jungsteinzeit entstanden erste bäuerliche Kulturen mit hochentwickelter Kultur, wovon heute noch Stonehenge beredtes Zeugnis ablegt.
Ca. 700 v. Chr. besiedelten die Kelten die Insel, deren Nachkommen und Sprache trotz aller folgenden Besiedlungswellen sich bis heute in Irland, Schottland, Wales und Nordfrankreich erhalten haben. Das lag daran, daß die Invasionstruppen der Römer ca. 50 v. Chr. zwar das englische Hügelland, nicht aber die bergigen und bewaldeten Gebiete an der Peripherie überrennen konnten.
Zunächst vermischte sich die Sprache der ungeliebten Eroberer nur langsam mit den keltischen Dialekten, wobei viele lateinische Wortendungen, Casusflexionen und grammatikalische Wendungen wegfielen.
Nach dem Rückzug der Römer eroberten im Zuge der Völkerwanderung Mitte des 5. Jahrhunderts die Angelsachsen die Insel und brachten in das keltisch-romanische Sprachgemisch ihre eigene germanische Sprache und Kultur ein, woraus sich im Lauf der folgenden fünf Jahrhunderte das Altenglisch entwickelte.
Nach der Schlacht von Hastings 1066 übernahmen die Normannen das Reglement auf der Insel und bereicherten die Sprache mit altfranzösischen und weiteren germanischen Elementen. Allerdings blieb das Normannisch-Französische hauptsächlich Verwaltungssprache und im 13. Jahrhundert setzte sich das leicht veränderte Angelsächsisch als Hauptsprache wieder durch (Mittelenglisch).
Schließlich haben noch die Renaissance und die wissenschaftliche Entwicklung ab dem 18. Jahrhundert zu einer weiteren Anreicherung mit lateinisch-stämmigen Begriffen geführt.
Auch der Einfluss der lateinischen Kirchensprache dürfte ab dem 7. Jahrhundert mitprägend gewesen sein.
Somit leben also mit dem Lateinischen und dem Germanischen heute zwei Sprachen (vermischt und parallel) im Englischen.


Angelsächsischer Helm

Vokalbel-Lerntricks

Um das menschliche Gehirn so mit Lernstoff zu füttern, daß Zeitaufwand und Ergebnis in akzeptabler Relation zueinander stehen, gilt es ein paar Dinge zu beherzigen:

Lerne ökonomisch!

• Das Gehirn kann viele Informationen im Langzeitgedächtnis nur speichern, wenn Pausen zwischen den Lerneinheiten liegen. Also immer nur kleine Vokabelgruppen auf mehrere Tage verteilt "durchziehen" statt Büffel-Marathons.
• Vokabeln beim Lernen aufschreiben, da die Visualisierung durch synaptische Verknüpfungen das Gelernte verstärkt.
• Arbeite mit einem Vokalbelkasten, in dem die "Wackelkandidaten" vorn stehen, die "sicheren" hinten, und stecke die Wortkarten nach jedem Lösungsversuch in eine jeweils entsprechende "Wiederholungs-Lerntiefe" zurück.

Lerne assoziativ!

• Ordne die Begriffe unterschiedlichen Situationen zu, indem du selber Sätze formulierst!
• Lerne in einer dir angenehmen Umgebung oder auch zu (leiser) Lieblingsmusik, weil in positiver Grundstimmung gelernte Inhalte besser wieder abrufbar sind.
• Stelle zu jeder Vokalbel als Erinnerungs im Geist eine "Passwortabfrage" her!

Lerne etymologisch!

Hierbei geht es um das Wissen, wie ursprünglich deutsche (germanische) Wortstämme im Englischen "mutiert" sind und woran man diese erkennen kann. Ein großer Teil des Wortschatzes stammt, wie gesagt, ursprünglich aus dem Lateinischen und lässt sich sehr leicht entlarven.

   Ein paar Beispiele Englisch - Lateinisch - Deutsch:

Englisch Latein Deutsch
addadd-ereaddieren, hinzufügen
adoptadopt-ereadoptieren, annehmen
applaudapplaud-ereapplaudieren, klatschen
consentconsent-ireübereinstimmen, (Konsens)
defenddefend-ereverteidigen, (defensiv)
existexist-ereexistieren, bestehen
invadeinvad-ereeindringen, (Invasion)
Sehr hilfreich ist das Wissen um die Bedeutung der lateinischen Präfixe, deren Sinn auch im Englischen und Deutschen erhalten bleibt. Deren Erklärung gehört in den Deutschunterricht der Grundschule (siehe adverbs).
Die zu lernen macht gerade für jüngere Schüler Sinn und Lernspaß, weil sich damit eine spannende Wortsinn-Entdeckungsreise durch die immer wiederkehrende semantische Besetzung erschließt (ad-, ab,-, con-, re-, de-, pro-, prä-, ex-, dis-, trans-, inter- und all die andern kleinen Tierchen).


                     Beispiele etymologischer Mutation:
Das uns merkwürdig vorkommende englische "th" ist nix anderes als ein deutsches "d":

bath Bad
northNord
thickdick
hearthHerd
thoughdoch

usw.

Englisch "gh"
= Deutsch "ch"

- Beispiele:

light Licht
knightKnecht
sightSicht
eightacht
rightrichtig, rechts

usw.



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Werner Friebel